Politische Bildung für Frauen, die gestalten wollen

Landesrätin Sara Schaar (Zweite von links) mit den Coaches und Vortragenden Andrea Latritsch-Karlbauer, Christian Pirker, Heinz Ortner und Monika Kanatschnig sowie Susanne Ebner (Frauenreferat Kärnten, von links)
Nur zehn der 132 Gemeinden Kärntens werden von Bürgermeisterinnen geführt. Das entspricht einem Frauenanteil von 7,6 Prozent. Dem „Sora“-Gleichstellungsindex 2021 zufolge ist in 40 österreichischen Gemeinden keine einzige Frau im Gemeinderat vertreten. Je kleiner die Gemeinde, desto geringer der Frauenanteil im Gemeinderat.

Frauen ermutigen

Weil Frauen und ihre Lebensrealitäten nach wie vor auf vielen politischen Ebenen unterrepräsentiert sind, nimmt sich der Lehrgang „Politische Bildung – der Vorteil von Frauen am Weg in die Politik“ seit knapp zwei Jahrzehnten der Steigerung des Frauenanteils in der Politik an. „Unser Ziel ist es, Frauen zu ermutigen, mitzugestalten und mitzubestimmen. Frauen sehen sich immer noch besonderen Herausforderungen in der Politik gegenübergestellt“, erklärt Landesrätin und Frauenreferentin Sara Schaar.
Sie eröffnete mit folgenden Worten den Lehrgang 2021/2022 am vergangenen Freitag: „Mit einem soliden Fundament aus Wissen, Erfahrungsaustausch und Vernetzung möchten wir sie bestmöglich vorbereiten.“ Der Auftakt des Lehrgangs fand wegen der Pandemie-Entwicklungen online statt.

Mehr trauen und mehr zutrauen

Auch Karoline Turnschek, Bürgermeisterin der Gemeinde Weißensee und Teilnehmerin des diesjährigen Lehrgangs, sieht Aufholbedarf bei der aktiven politischen Teilhabe von Frauen: „Meine bisherigen Erfahrungen als Bürgermeisterin sind durchwegs positiv. Dennoch ist der Frauenanteil noch sehr gering. Ich denke, wir Frauen müssen uns trauen und zutrauen, politische Verantwortung zu übernehmen. Durch die praxisnahen und umfangreichen Themen wurde mein Interesse am Lehrgang geweckt.“

Beruf, Politik und Familie

Ein Grund für den geringen Frauenanteil in der Politik ist die schwierige Vereinbarkeit von Beruf, Politik und Familie. Betreuungspflichten gehen hauptsächlich zulasten von Frauen. Auch Katrin Heuff, Gemeinderätin in Spittal und Lehrgangsteilnehmerin, hat die Vereinbarkeit immer im Hinterkopf: „Termine in der Politik sind oft nicht familienfreundlich angelegt – ein Faktor, den ich als berufstätige Mutter immer mitdenken muss.“

Überparteilicher Austausch und Vernetzung

Wie wichtig Frauen in der Politik sind, unterstreicht Landesfrauenbeauftragte Martina Gabriel: „Frauen bringen wichtige Sichtweisen, Erfahrungen und Kompetenzen mit. Dennoch müssen sie sich oft mehr beweisen. Beim Lehrgang legen wir viel Wert auf den überparteilichen Erfahrungsaustausch und die Vernetzung.“ Landesrätin Schaar fügt hinzu: „Wir brauchen eine Kultur des Miteinanders, egal ob Mann oder Frau. Nur mit vereinten Kräften können wir den Weg zur tatsächlichen Gleichstellung gehen und klassische Rollenbilder aufbrechen.“

Wissenswert

Neben Modulen zur Rechtsordnung, zu finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Kommunalpolitik oder PR- und Öffentlichkeitsarbeit bietet der Lehrgang „Politische Bildung“ auch verschiedene Themenabende sowie Coachings. Zu den Vortragenden zählen unter anderem Politik- und Rechtswissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle, „Die Presse“-Kolumnistin Anneliese Rohrer, Rechtswissenschaftlerin Doris Hattenberger sowie Politik- und Medienberater Peter Plaikner.